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Ilse Frapan – Der fremde Knabe

Novelle

Aus: Der Salon für Literatur, Kunst und Gesellschaft 1. Band (1884), Verlag von A. H. Payne, Leipzig, 1884, S. 336ff.


Nicht alle Lieder werden zu Ende gesungen, nein, nicht alle! Weitaus die meisten brechen in der Mitte ab, gerade wenn es am rührendsten oder am lustigsten werden soll, und mit den Geschichten ist es ebenso, das heißt, mit den wirklich geschehenen und erlebten. Nicht nur unser Wissen, auch unser ganzes Leben ist eitel Stückwerk, und weil das nun so ist, sei mir erlaubt ein Stückchen Kindergeschichte zu erzählen, nichts als ein paar Takte von einer uralten Melodie, die in diesem Falle auch nicht weitergesungen werden konnte. Es ist lange her seitdem.

Wie lange, das sehe ich am deutlichsten, wenn ich mein Stammbuch aufschlage, das mir einst an meinem vierzehnten Geburtstage geschenkt worden ist. Das erste Blatt darin – es ist noch eins von den jetzt unbeliebt gewordenen Büchern mit losen Blättern – paßt nicht recht hinein. Es ist größer und dicker als die übrigen, hat keinen Goldschnitt, und die Ecken sind vom gewaltsamen Hineinpressen stark mitgenommen. Das Blatt ist auch noch ein Jahr älter als das Buch. Es ist einmal, eben dieses Jahr lang, mein liebster Schatz gewesen. Der Vers darauf ist englisch, mit steifer Knabenhandschrift unter eine gemalte Rose geschrieben. Es ist eine kirschrothe Rose mit sehr grünen Blättern und mit merkwürdig vielen Stacheln. Aber diese Blume ist mir einst unübertrefflich schön gemalt erschienen, und noch jetzt sehe ich sie mit freundlichem Auge an und lese den kleinen Vers darunter mit dem angenehmen Gefühl, daß man auch mir altem Frauchen einmal so etwas hat schreiben können, ohne ärger gegen die Wahrheit zu verstoßen, als bei irgend einem anderen frischen kleinen Mädchen. Da steht nämlich:


The rose is red, the violet is blue,
The honey is sweet and so are you.
Think an your dear friend
Heinrich Koch.


Was daran so auffällt, der fremde Vers und der urdeutsche Klang des Namens in der Unterschrift, diese Gegensätze vereinigten sich in der Person dessen, der es geschrieben. Dieser kleine Heinrich war weder ein Engländer noch ein Deutscher; er stammte aus der kleinen englischen Kolonie in Südamerika, aus Guyana. Er war kein Verwandter von uns, kein Schulfreund meiner Brüder, sondern eins jener armen elternlosen Kinder, die schon in zarter Jugend mit den eigenen kleinen muthigen Händen sich ihr Schicksal zurechtmachen müssen. Sein nächster Angehöriger in unserer Stadt war ein Musiker, der im höchsten Stock unseres Hauses zur Miethe wohnte. Er gehörte sammt seiner Frau zu den ausübenden Künstlern in seinem Fache; man brauchte nicht eben zur dritten Etage emporzusteigen, um dessen inne zu werden; that man es indessen doch, so erfuhr man gleichzeitig eine Menge sonderbarer Details, die einen ziemlich tiefen Blick in die dort oben herrschende Hausordnung gewahrten. Die großen Leute nannten es achselzuckend eine »echte Künstlerwirthschaft«, und ich meinte infolge dessen jahrelang, daß Stühle ohne Lehnen und Tische ohne Beine in einer solchen ganz unvermeidlich wären. Gewiß ist, daß dort oben Frühstücks- und Toilettetisch nicht nur verwandte, sondern rein ununterscheidbare Begriffe darstellten, daß die Haare aller Familienmitglieder beständig aus unbegreifliche Art vom Kopfe abstanden und daß das jüngste Kind zu allen Jahreszeiten im Hemdchen, überall im Hause gesehen werden konnte, wie es bald aus diesem, bald aus jenem Winkel hervorheulte, wo die Geschwister es seiner mangelhaften Bekleidung wegen treulos im Stiche gelassen hatten.

Trotz dieser Sonderbarkeiten und trotz der Gegenvorstellungen meiner Großmama, die nur mit einem stillen Schauder von den armen Leuten und ihrer Wirtschaftsführung sprach, waren wir Kinder dennoch sehr gern oben; denn wir wurden von dem in seine Kunst abgrundtief versunkenen Ehepaare nicht mehr bemerkt als ihre eigenen Kinder und konnten daher nach Herzenslust toben und spielen, wo und wie wir immer wollten.

Die Dame, eine hagere blasse Frau, habe ich immer nur am Klavier und immer in demselben schwarzen Kleide gesehen. Ich dachte damals allen Ernstes, daß sie auch dann schliefe, das heißt, nachdem ich mich überhaupt mit dem Gedanken vertraut gemacht, daß auch diese Familie schlief, wie ganz gewöhnliche unkünstlerische Leute, was mir anfangs kaum denkbar erschien, da die Betten unter Lasten von Notenbüchern und Blättern vergraben waren und gar nicht zur Aufnahme von menschlichen Wesen da zu sein schienen.

Wenn Frau Weyl spielte, so störten sie weder die Sprünge oder das Gepiepse der weißen Mäuse, die neben der Thür in einem großen Kochtopfe wohnten, noch unsere eigene wilde Jagd, die athemlos oft dicht um ihren Sitz herumraste; sie hatte für beide Erscheinungen der Alltagswelt nur dasselbe halb erstaunte, halb melancholische Lächeln.

Mit ihm, das heißt mit ihrem Manne, war der Verkehr nicht völlig so zwanglos. Das Zimmer, in dem er Violine spielend tagaus tagein rastlos auf- und abschritt, wurde so viel als thunlich von uns vermieden. Wir wußten, daß er, wenn arg gestört, mit dem Geigenbogen blindlings um sich schlug und seine flammenden Augen und gebieterischen Bewegungen waren uns unheimlich. Auch er sah blaß und kränklich aus; die gänzliche Unfähigkeit des armen Mannes, sich und seine Familie in ein auch nur einigermaßen angenehmes Verhältniß zur Gesellschaft zu bringen, zehrte an ihm und erhielt ihn in einem Zustande beständiger zorniger Aufregung, der auch die apathisch sanfte Frau so gut, es ging auszuweichen bemüht war.

Er hatte auch das einzige unzerbrochene Möbel des Hauses unter seiner strengen Aufsicht, einen Schrank mit Glasthüren, hinter denen eine wohlgeordnete Conchyliensammlung aufgestellt war. Die Kinder erzählten, ihres Vaters Stiefbruder habe sie ihm bei seiner Abreise nach Guyana geschenkt, er war als Arzt an ein deutsches Hospital dort berufen worden, war aber jetzt schon seit Jahren verstorben. So hatten ihn denn die Kinder nicht mehr gekannt, aber sie sprachen zuweilen von ihm und mehr noch von ihrer Tante, seiner Frau, die sie zwar auch nie gesehen, von der sie aber stolz und rühmend erzählten, daß sie durchaus schwarz sei, wobei sie, wenn wir es nicht glauben wollten, ihr Naturgeschichtsbuch holten und das Bild einer dicklippigen Negerin mit Perlen um den Hals und Federn auf dem Kopfe aufschlugen und das Kind im Hemdchen zum Zeugen anriefen, daß dies wahrhaftig das Porträt von Tante Amalesina sei. Besonders Gustav, der älteste Junge, prahlte gern von ihr und ihrem unermeßlichen Reichthum, bis er zuletzt die Stimme dämpfend mit geheimnißvoller Miene und geballten Fäusten hinzufügte: Und all' das Gold möchten gern die Pfaffen in ihre Hände bekommen, er wolle aber nächstens Hinreisen und sie sammt und sonders todtschlagen; was allemal einen tiefen Eindruck auf uns machte, da wir durchaus nicht wußten, was er eigentlich mit seiner Drohung meine. Einmal fragte ich ihn ganz ängstlich, wer denn das sei, die Pfaffen. Blitzschnell antwortete er: »Nichts als Räuber und Mörder, aber er wolle doch mit ihnen fettig werden.« Und dann zog er sein Taschenmesser heraus mit den vier Klingen, prüfte wichtig die Schneide der größten mit den Fingern und hieb mit grimmigem Gesicht in das Geranke von Hopfen und Bittersüß an der Hecke, unter der wir saßen.

»Seht Ihr! So haut man sich durch den Urwald!« schrie er, »und wenn ich erst da bin, dann laß sie nur kommen!«

»Wohnen denn die Pfaffen im Urwald?« fragten wir erstaunt.

»Jawohl«, sagte er, »mitten drinn, auf den Bäumen.«

Natürlich konnte ich nun das nicht ohne weiteres glauben und fragte meine Großmutter darnach, die indes in ihrer bündigen Art die ganze Geschichte für dummes Geschwätz erklärte.

»Der unverschämte Junge freut sich, wenn ihr ihm alles glaubt«, sagte sie. .

So ganz erfunden war denn aber die Sache doch nicht, bald erfuhren wir mehr davon. Als wir wieder einmal nachmittags in unserm Sommerhause saßen, das heißt unter der Hecke auf dem großen Bleichplatze vor unserm Hause, wo wir von den seifigen Fäusten der Wäscherinnen nicht erreicht werden konnten, kamen die drei ältesten Weyls feierlich und mit langen Gesichtern auf uns zu, und das Kleinste lief in seinem gewöhnlichen Kostüm schreiend über den Fahrweg, ohne daß Anna, die sonst so gut mit ihm war, sich auch nur umgewandt hätte. Sowie sie uns erreicht hatten, fingen sie alle zugleich an zu schreien:

»Sie kann nun sehen, wie sie fertig wird«, rief Gustav, »sie hat es nicht besser verdient, ich mag nun auch nicht mehr zu ihr reisen.«

»Sie ist eine ganz schlechte Frau, sagt Papa«, schrie meine Freundin Anna, »alles, alles Geld giebt sie an die Pfaffen!«

»Und unseren kleinen schwarzen Cousin auch«, sagte Julius, mit Thränen in den Augen.

»Ihr eigenes Kind!« Anna's Empörung war grenzenlos.

»Was wollen sie denn mit ihm anfangen?« fragten wir dagegen.

»Sie haben ihn in ein sehr häßliches großes Haus gebracht, wo er den ganzen Tag beten und lernen muß; er muß immer barfuß gehen und darf seine Mutter nie besuchen, und sie sind alle sehr schlecht mit ihm. Es ist eine Pfaffenschule, sagt Papa, und er soll auch ein Pfaffe werden.«

»Nein, das soll er nicht!« jammerten alle Kinder einstimmig.

Ich aber fragte erstaunt:

»Leidet denn das der Senat?« (denn einen König als oberste Macht kannten wir nicht).

»Der hat ihnen gar nichts zu sagen!« Ich verstummte. Was mußten das für schreckliche Menschen sein.

»Wovon wißt Ihr denn das alles?«

»Wir haben einen Brief bekommen, den hat unser schwarzer Cousin heimlich geschrieben und unserm Papa alles erzählt.«

»Ja, und Papa hat uns den Brief übersetzt und hat mit der Faust auf den Tisch geschlagen, so – und Gustav schlägt das Kind im Hemdchen auf den Kopf, welches sogleich ein Zetergeschrei erhebt – daß nun die Pfaffen das Geld haben!«

»Und Mama hat geweint«, sagte Anna, die die Kleine in ihre Arme genommen hat, um sie zu trösten, »und hat gesagt, wir sollten uns freuen, daß wir noch unsere guten Eltern haben, die Tag und Nacht für uns sorgen.

Als ich mit diesen Neuigkeiten triumphierend zu meiner Großmama lief, war ich sehr froh, sie nicht mehr so ungläubig den Kopf schütteln zu sehen. Es erschien ihr jetzt sogar der Mühe Werth, meine verworrenen Vorstellungen in betreff der Pfaffen zu berichtigen, aber nun war ich hartnäckig und behauptete fest, dann müsse es wohl zweierlei geben, diese seien jedenfalls Räuber, wie auch aus ihrem Betragen gegen Tante Amalesina ersichtlich. Was sie und ihren Sohn besonders anziehend machte, die Schwärze und Hilflosigkeit beider, beschäftigte mich so sehr, daß ich mir darin gefiel, sie in Gedanken mit allen schwarzen Dingen, die mir vorkamen, zu vergleichen, um dann mit innerlichem Triumph zu sagen:

»Aber die sind noch tausendmal schwärzer!«

Als ich ungefähr acht Tage später eines Mittags aus der Schule kam, ward ich von Anna schon unten an der Hausthür empfangen.

»Komm' mit, Gretchen«, rief sie mit strahlendem Gesicht, »er ist heute angekommen und hat einen grünen Papagei für uns mitgebracht.«

»Euer schwarzer Cousin?«

»Ja, denk' Dir, er ist weggelaufen!«

»O Gott! Von den Pfaffen?«

»Ja, er heißt Heinrich, aber wir können ihn nicht verstehen.«

»Das glaub' ich wohl, wenn er schwarz ist«, sagte ich zufrieden.

Aber nun merkte ich, daß Anna kleinlaut wurde.

»Ach, Gretchen«, sagte sie zögernd, »er ist eigentlich gar nicht ganz schwarz und gar nicht klein, beinahe so groß wie Papa.«

»Nicht schwarz?« rief ich enttäuscht, »dann will ich nur erst zu Mittag essen, dann bekomme ich ihn noch früh genug zu sehen.«

»Nimm es nur nicht übel, Gretchen«, sagte meine Freundin und legte ihre warme Wange an meine, »wir haben es ja , auch nicht gewußt – komm' doch; der Papagei kann so viele Kunststücke.«

Als wir auf der oberen Treppe waren, kam eben Gustav das Geländer hinabgerutscht.

»Nimm Dich in Acht, Gretel«, rief er mir warnend zu, »er ißt am liebsten Menschenfleisch.«

»Ist er wirklich so verwildert?« fragte ich in aller Unschuld, und ging dann, während sie laut lachten, mit einem angenehmen Gruseln in die Stube.

Es sah noch bunter darin aus als gewöhnlich. Der Inhalt eines großen Koffers, wahrscheinlich von meinen Spielkameraden durchwühlt, lag über den Fußboden verstreut, über dem trüben Aquarium im Fenster hingen ein paar breitränderiger Panamas, am Bücherbort buntgeflochtene Decken, und inmitten des Gewühls stand ein großer Knabe im hellem Linnenanzug und ließ einen grünen blaugehäupten Papagei an einem langen Stocke auf- und abklettern. Er wandte sich nicht nach uns um, sondern schien ganz in sein Spiel vertieft, bis Anna mir zuredete, ihm guten Tag zu sagen.

Ich that es blöde, hielt ihm aber meine Hand dabei hin, worauf er sogleich den Vogel losließ und sich umwandte. Er war dunkelbraun, aber mit europäischen Gesichtszügen, großen finsteren Augen und sehr rothen Lippen.

Er gab den Gruß mit ziemlicher Geläufigkeit zurück, als ihn aber Anna meinen Namen sagte, schüttelte er nach einem mißglückten Versuch, ihn nachzusprechen, lächelnd den Kopf und rief ein paar fremde Worte dabei, ein Gemisch von Englisch und Spanisch, das keiner von uns verstand. Inzwischen hatte Gustav sich neben uns gestellt und reizte den Papagei mit dem Stocke, so daß dieser heftig schreiend ihm nach dem Finger fuhr, da aber schoß ein so wilder Blitz aus den Augen des Knaben, daß meine Furcht zurückkehrte und ich eilends die Treppe hinablief.

Als ich nach einigen Stunden wieder kam, riefen mir die Knaben entgegen, daß wir ins Freie wollten, da es ihnen im Zimmer zu langweilig sei. Sie hatten nämlich alles besehen, was der neue Ankömmling mitgebracht und nun ihre Neugierde einstweilen gesättigt war, begehrten sie zu ihren gewohnten Spielen zurückzukehren. Ihre Eltern machten ebensowenig Umstände mit dem verlassenen Knaben, aus dem Zimmer rechts ertönte das Klavier, aus dem links die Violine, ganz wie alle Tage. Ich aber hatte bei meiner Großmama gastfreundlichere Sitten gelernt, und als wir ohne Abschied aus der Stube rannten, sah ich, wie Heinrich, sein dunkles Gesicht erhebend, uns traurig mit den Augen folgte. So hielt ich denn die Wilden auf der Treppe an und fragte, warum sie den Vetter nicht mitgenommen hätten. – »Was sollen wir mit ihm anfangen?« gegenfragte der Chor. »Wir können ihn ja nicht verstehen, und außerdem ist er auch zu still und langweilig.«

»Ihr habt ihn aber nicht einmal gefragt, ob er mit uns gehen wolle«, sagte ich altklug.

»Weil er doch nur den Kopf geschüttelt hätte, Du weise Grete«, sagte Gustav, »denn dies ist seine einzige Art zu antworten; den hab' ich mir ganz anders gedacht.«

»Er ist ja nicht einmal schwarz«, rief nun selbst Anna verächtlich.

Ich hatte von früh auf ein scharfes Gefühl für Ungerechtigkeiten, wenn ich dergleichen von anderen begehen sah, und mein kindliches Herz empörte sich auch diesmal.

»Was kann er dafür?« rief ich ganz erbittert, »er ist doch einmal Euer Besuch; ich will ihn holen.«

»Thu's, wenn wir Dir nicht mehr gut genug sind«, sagte der Junge, »wir gehen voraus.«

Damit sprang ich wieder nach oben. Heinrich stand noch wie vorher allein in dem offenen ungemüthlichen Zimmer, er faltete eben ein Halstuch wieder sauber zusammen, um es fortzupacken, der Vogel saß mit hängenden Flügeln auf dem Boden neben ihm und sprach Spanisch, immer dieselben Worte.

Ich war wohl leise gekommen, denn als ich die Hand auf des Knaben Arm legte, schrak er leicht zusammen, und seine Augen rollten wieder so scheu und wild, daß man einen Augenblick nur das Weiße darin sah. Aber ich fürchtete mich jetzt nicht mehr, obwohl mir das Herz klopfte.

»Komm mit uns spielen«, sagte ich, all' mein Englisch zusammennehmend.

Er sah mich einen Moment mit lächelndem Erstaunen an, dann griff er mit einer hastigen Bewegung nach dem breiten Hute und legte seine glänzend braune Hand in meine. An der Schwelle aber stand er plötzlich still, lies mich los und winkte mir noch einmal rückwärts. Dann kramte er unter seinen Sachen eine zierliche kleine Schachtel hervor mit einem Bildchen auf dem Deckel, öffnete sie und ließ mich den Inhalt sehen.

»Das ist sea-peas«, sagte er und lachte mit den weißen Zähnen, bedeutete mir, die Hände offen zu halten und schüttete eine Menge der korallenrothen Erbschen mit den schwarzen Flecken hinein. Ich freute mich sehr über die perlenähnlichen Dingerchen, die ich noch nie gesehen hatte, stand aber nun hilflos mit den vollen Händen da, bis er mir das leere Büchschen hinhielt und ich meinen Schatz wieder hineingleiten ließ. Ich besah die kleine Landschaft oben darauf und er ließ mich die Unterschrift lesen: Georgetown, und wiederholte das Wort, indem er auf sich zeigte und darnach auf das Bild, und ich verstand, daß er aus Georgetown sei. Endlich hielt ich auf's neue die Hände offen und er schüttete sie abermals voll und so spielten wir eine ganze Weile, bis einige vorwitzige Erbschen nebenbei auf die Erde und zwischen die Hemden und Strümpfe sprangen und wir nun lachend umherkriechen mußten, um sie wieder zu suchen, ganz als ob wir alte Bekannte wären.

Plötzlich aber kam ich dabei dem Papagei zu nahe, der nach einer meiner Haarpflechten schnappte, daß ich ängstlich aufschrie. Aber im Nu hatte ihn Heinrich gepackt und trotz seines Sträubens in den Käfig gesetzt; dann kam er wieder zu mir und strich sanft über den mißhandelten Zopf. Dabei mußte ihm etwas aufgefallen sein, wohl daß mein Haar so hell und glatt war, denn er befühlte darauf verwundert seinen eigenen schwarzwolligen Kopf und hielt ihn mir gleichfalls zur Besichtigung hin. Ich zauste ihn ein wenig und er nickte dazu und schien es sich gern gefallen zu lassen; zuletzt ging ich mit meinem schönen Schächtelchen und mit dem neuen Freunde triumphirend zu meinen Spielkameraden. Als ich ihn in den Kreis der Kinder führte, kam ich mir wie seine Beschützerin vor, und obgleich ich zwei Jahre jünger war als er, ungerechnet den Einfluß, den die heiße Zone so wie so auf die Reife ihrer Kinder übt, so bin ich aus dieser Rolle eigentlich gar nicht wieder herausgekommen. Er erschien mir meistens als der Hilfsbedürftige, und nur wenn mich Gustav an den Haaren ziehen oder sonst für eine Unverschämtheit thätlich bestrafen wollte, wie er es nannte, begab ich mich geschwind in Heinrichs Schutz. So kam es, daß wir uns bald auch untereinander zu verständigen anfingen.

Wir hatten einmal ein englisches Kindermädchen gehabt und bei der Großmama und noch mehr bei mir war mancher Brocken von damals im Gedächtniß hängen geblieben. Dazu ward ich jetzt auf einmal die fleißigste Schülerin in der englischen Stunde und saß auch daheim emsig über meinen Büchern, ja die große Vorliebe für jene Sprache ist mir, glaube ich, noch von dieser Zeit her geblieben.

In dem Maße nun, wie ich Heinrich besser verstehen lernte, fingen wir beide an, wie es natürlich ist, unter den anderen eine gesonderte Stellung einzunehmen; wir hielten zueinander und kümmerten uns wenig um die Neckereien, mit denen jene uns überschütteten. Ja, ich brachte es durch meine Bitten dazu, daß selbst meine Großmama den fremden Knaben einige Male in ihr sauberes Stübchen einließ, das die Weyl'schen Kinder, ihrer Unbändigkeit und ihres ungekämmten Aussehens wegen, ein für allemal nicht betreten durften. – Da saßen wir dann vergnüglich beisammen, am liebsten auf einem niedrigen Bänkchen, gewöhnlich Hand in Hand, oft ganz stumm aber doch zufrieden, oft in eifrigem Geplauder. Natürlich hatte ich ihn zuerst über seine Flucht befragt und er erzählte, wie er unter den Patres zu einem von ihnen Zutrauen gefaßt, wegen seines freundlichen Wesens, und wie ihn derselbe Mann schier selber darauf gebracht, sich so viel Kummer und verbüßtem Zwang durch die Flucht zu entziehen. Wie er ihm auch eine Geldsumme überbracht und in aller Stille und Heimlichkeit die Habseligkeiten des Knaben verpackt und aus dem Jesuitenkollegium geschafft, wie er ihn selbst dem Kapitän übergeben und Heinrich somit ohne große Mühe und Fährlichkeit nach Deutschland gekommen sei. Und wir lobten den vortrefflichen Pater einstimmig wegen seiner Barmherzigkeit und fragten, was Heinrich denn nun weiter vorhabe. Darauf aber hatte er nur gewartet, denn während er sich das übrige stückweise hatte abfragen lassen und immer mit einer gewissen Scheu und Befangenheit antwortete, als ob der Einfluß jener trüben Zeit noch nicht überwunden sei, ward er nun ein ganz anderer, und es war eine Freude, ihm zuzuhören. Er wollte ein tüchtiger Seemann werden, ein großer Seefahrer und Entdecker. Wie James Cook, sagte er, ich heiße ja auch wie der – Koch ist Cook. Und dann erzählte er von den fremden Ländern, von den heißen, die er so gut kannte, und von den kalten, die er sich nur schwer vorstellen konnte, denn er hatte ja in seinem Leben noch nicht Eis und Schnee gesehen. Ich hörte mit klopfendem Herzen zu und dachte mich überall mit hinein, in die Wundergärten und zwischen die Eisberge, und wenn er von den wilden Thieren erzählte, den Tigern und Riesenschlangen, gerieth ich in ein förmliches Fieber vor Erregung, so lebhaft konnte er schildern. Für gewöhnlich aber war er still und die Kinder fanden ihn dumm und langweilig, während ich mir bald nichts Lieberes wußte, als ihm zuzuhören. – Ich war aber so stolz und eitel auf ihn, besonders da auch meine Großmama seine Erzählungen lobte, daß mich jeder Tadel sehr verdroß, weil ich wollte, daß alle einsehen, wie klug er sei. Ja, weil sie uns nun doch einmal nach der kindischen Manier der Erwachsenen, die es in ähnlichen Fällen gleich ebenso machen, Braut und Bräutigam titulirten, so wünschte ich, daß er denn auch der Schönste und Beste von allen sei, und daß das nicht nur mir, sondern auch den anderen augenscheinlich sein solle.

Mein Geburtstag kam heran: wir spielten im Freien, später sollte getanzt werden. Wir Mädchen trugen alle helle Sommerkleider und eine kleine Blume im Haar, um den Hals aber schlang ich eine mehrreihige Kette von den rothen Korallenerbsen. Ich hatte sie sorgsam aufgefädelt und sie sahen nicht schlechter aus als wirtliche Korallen und wurden mir viel beneidet, zudem niemand wußte, woher ich sie hatte, denn ich hatte nichts davon erzählt. Die Jungen trugen einen kleinen Tannenzweig im Knopfloch, nur Heinrich hatte nichts. Das war mir nun traurig, besonders da es mein Geburtstag war, und mit heißen Wangen lief ich zur Großmama und schmeichelte: »Der arme Heinrich hat keinen Strauß, gieb ihm eine Blume aus Deinem Fenstergarten.« – An ihrem Lieblingsbäumchen war am Morgen eine kleine blasse Monatsrose aufgeblüht, die schnitt sie ab und that noch zwei kleine Myrthenzweige dazu; ich band alles mit einem Haar zusammen und lief darauf athemlos zu Heinrich, der von den anderen abgesondert in einer Ecke stand.

»Komm«, sagte ich fröhlich, »das ist für Dich, von Großmama.« Er verstand, was ich wollte, sein dunkles Gesicht sah nun ganz glücklich aus und er hatte auf einmal Thränen in den Augen. Dabei faßte er nach der Schnur an meinem Halse und lachte mich freundlich an, und wie ich nun so vor ihm stand, gut einen Kopf kleiner als er, und an seiner Jacke nestelte, um ihm das Sträußchen anzustecken, während er liebkosend bald über die Kette, bald über mein Haar strich, fühlte ich eine süße fremde Freude, die ich noch nie vorher empfunden und die mir plötzlich das Blut ins Gesicht trieb. Es mochte ihm ähnlich so sein, denn mit ganz neuer Scheu trennten wir uns gleich darauf, ohne uns weiter anzusehen. Aber ich suchte ihn doch immer mit den Augen, und wenn ich die kleine blasse Rose auftauchen sah, kam die Freude wieder. Als wir uns aber beim Pfänderspiel küssen sollten, wehrten wir uns beide so heftig gegen unsere Quälgeister, daß sie uns endlich losließen. Nach diesem Abende hatten wir noch ein paar schöne Tage, an denen wir lange Stunden zusammensaßen und meine Bücher besahen. Von einigen erzählte ich ihm den Inhalt, so gut ich konnte, als wir aber das Nibelungenlied aufschlugen und er unter dem Titelbilde Siegfrieds Abschied von Kriemhilde las, ward er plötzlich ganz begeistert und sagte: »Die Geschichte kenne ich ja, die hat mir noch mein Vater erzählt!« – Es war fast die einzige Erinnerung, die Heinrich von ihm bewahrte, denn er hatte ihn sehr früh verloren: von seiner Mutter sprach er fast nie und wenn es einmal geschah, mit Zurückhaltung und Aengstlichkeit; er nannte sie stets »meine arme Mutter.«

Fünf Wochen waren so seit Heinrichs Ankunft vergangen, nur fünf Wochen, aber die Kinder leben schnell und fünf Wochen sind ihnen eben so viele Jahre. Da kam er eines Nachmittags und erzählte mir voller Freude, daß er in zwei Tagen nach Guinea abreise.

»Und wenn ich wiederkomme«, sagte er mit leuchtenden Augen, »da sollst Du sehen, Gretchen, was ich Dir alles mitbringe, Decken von Löwenfell und Goldstaub und Elfenbein und einen zahmen Affen.«

»Und Blumen aus Afrika, bitte!« sagte ich, »die müssen wunderschön sein.«

»O, die schicke ich Dir schon, sobald ich da bin, in einem Briefe, alle die ich finden kann!«

Wir faßten uns bei den Händen und tanzten in der fröhlichen Aussicht auf all' die schönen Dinge ausgelassen im Zimmer umher, bis ich auf einmal anhielt und fragte:

»Heinrich, hast Du denn gar keine Angst vor den haushohen Wellen?«

»Angst? O nein; Du weißt, ich will ja Cook der Zweite werden.« Dann aber wurden wir traurig, weil uns einfiel, daß wir nun auseinander gehen mußten, woran wir noch bis dahin wenig gedacht hatten. Wir setzten uns wieder still hin und sprachen nicht mehr. Am Abend des folgenden Tages kam Heinrich, um Lebewohl zu sagen. Er trug zum ersten Male Matrosenkleidung, schien sich aber noch nicht so recht behaglich darin zu fühlen, denn sein Wesen war gedrückt und befangen. Er reichte meiner Großmama die Hand, die ihm viel gute Wünsche und Ermahnungen zur Vorsicht mitgab, und kam dann auch zu mir, aber so feierlich ernsthaft, daß wir plötzlich mitten in der Ceremonie zu lachen anfingen und auseinander liefen. Erst als ich abends in meinem Bette lag und mir vorstellte, wie er nun so allein ohne Schwester und Freund in die weite Welt gehe, überkam mich ein zärtliches Mitleid und ich weinte, bis ich einschlief.

Am andern Morgen war ich wieder ganz fröhlich. Zwar fiel es mir gleich ein, daß Heinrich heute weg müsse; aber ich dachte jetzt im hellen Sonnenlicht weit mehr an die schönen Dinge, die er mir mitzubringen versprochen, als an die Trennung und machte mich wohlgemuth mit meiner Schulmappe auf den Weg.

Als ich an der dunkeln Ecke auf dem Treppenabsatz vorüberkam, streckte sich mir plötzlich eine Hand entgegen. Heinrich hatte dort noch auf mich gewartet. Er hielt mir etwas Weißes hin.–»Lebe wohl, Gretchen,« sagte er leise und traurig; »ich gehe nun weit, weit fort –!«

»Ach nein«, schluchzte ich mit abgewendetem Gesicht, »bitte, bitte, bleib' doch lieber hier!«

»Ich kann ja nicht, ich will ja Seemann werden!«

»So will ich mit Dir!«

Das Couvert in seiner Hand fiel plötzlich zu Boden, meine Schulmappe auch und wir hielten uns in den Armen; er küßte und drückte mich so heftig, daß mir der Athem verging; seine heißen Thränen liefen mir übers Gesicht und auf die Lippen. – Da wurde in der oberen Etage eine Thür geöffnet, ich riß mich los, griff mit der einen Hand den Brief, mit der andern den Büchersack auf und rannte mit leidenschaftlichem Weinen aus dem Hause.

Mein Schulweg führte durch den botanischen Garten, ich setzte mich auf eine Bank, athemlos vom Laufen und der Aufregung und ritzte mit einer Haarnadel das Couvert auf; als ich das Blatt mit der gemalten Rose und dem Verschen fand, stieg es mir glühend heiß vom Herzen in die Wangen, ich schob es in die Tasche und wagte kaum, es noch einmal anzusehen; dann rupfte ich mir sechs Grashalme ab und versuchte einen Kranz daraus zu binden, indem ich je dreimal zwei Enden zusammenknüpfte; wurde es ein Kranz, so hieß es »ja!«, wo nicht, »nein!«. Als ich meinen Orakelreif voneinander wirrte und er richtig zusammenhielt, schrie ich ganz laut: »Er hat mich lieb! Er hat mich lieb!« und drehte mich auf den Zehenspitzen so toll und lange um mich selbst, bis ich statt Wassers und Rasens nichts als einen blauen, mit grün gemischten Nebel sah. Wer weiß, ob ich nicht noch gar in den Stadtgraben gefallen wäre, wenn mich nicht plötzlich eine Hand am Arm gepackt hätte. Schwindelnd und verstört ließ ich mich zu der Bank führen, der alte Mann mit dem neugierigen Gesicht und den langen weißen Haaren war ein Stammgast des Gartens, der sich mit allen Kindern zu schaffen machte – als ich ihn erkannte, bekam ich große Angst und wollte fort. »Ei, Kind, junges Fräulein«, piepste er, »wie sehen wir denn heute aus! Mit dickgeweinten Augen und blutiger Lippe? Und warum hast Du Dich herumgedreht wie ein Kreisel, statt in der Schule zu sitzen, ha?« – Ach, die Schule! Die hatte ich ja ganz vergessen. Das war mir noch nie passirt, aber das freilich auch noch nicht, daß man mir die Lippen blutig geküßt hatte.

»Ich bin beim – Zahnarzt gewesen«, stotterte ich, »adieu, Herr Baron« – denn er war ein Baron, oder hieß doch so – »ach, bitte, entschuldigen Sie, wie viel Uhr ist es schon?« – Er guckte nach der Sonne. »Gleich elf, mein junges Fräulein!« ,

»O Gott!« Und ich war im Nu mit meinen langen Backfischbeinen die Allee hinunter. Berauscht, stolz, verweint, selig und betrübt, mit blutendem Herzen und wunder Lippe, so kam ich von meinem ersten Ausflug in das Paradies der großen Leute heim, ganz so wie sie heimkommen.

Die Lüge vom Zahnarzt, der mich zwei Stunden aufgehalten, wiederholte ich in der Schule und zwar mit besserem Muth, als das erste Mal, ich hatte ja nun schon Uebung, und sie ward mir geglaubt, erstlich weil ich sonst nicht log und zweitens, weil ich »ganz so aussähe«, wie Mademoiselle mitleidig lächelnd meinte.

Nur als sie mir beim Nachhausegehen freundlich das Gesicht streichelte und mir süße Feigen als Mittel gegen Zahnweh anempfahl, bekam ich schreckliche Gewissensbisse und hätte beinahe gebeichtet, was mir Stolzes begegnet war – gut, daß ich es nicht gethan, sie würde, fürchte ich jetzt, ein kurioses Gesicht zu meinen Geständnissen gemacht haben. Die Reue verflog auch, sobald ich an meinen Brief dachte, ach, wie unbedeutend mir alles dagegen erschien; ich glaube sogar, wenn die Geschichte mit den geschwänzten Schulstunden herausgekommen wäre, ich hätte es standhaft ertragen – »in die Weltgeschichte kommt es doch nicht.« Diesen Trost hatte ich mir schon früh zurecht gemacht, und er hat mir wirklich über viel unfruchtbares Gewissensweh hinweggeholfen, so verderblich bequem er leider auch klingt.

Als ich nach Hause kam, war Heinrich fort – ich habe ihn niemals wieder gesehen.

Vergebens habe ich mit Sehnsucht, zuletzt mit immer schwächer werdenden Hoffnung auf eine Nachricht gewartet. Nach einem Jahre aber hat der Musiker seinen Kindern erzählt, daß der Kauffahrer, auf dem sich sein Neffe als Leichtmatrose eingeschifft, mit Mann und Maus verloren gegangen sein solle. Aufrufe wurden erlassen, aber niemand gab Auskunft, er blieb verschollen.

In demselben Jahre aber noch ist ein Brief vom deutschen Konsul aus Georgetown an den Musiker gekommen mit einer sehr unerwarteten Nachricht. Die Mutter des Knaben hat sterbend den Konsul zu sich rufen lassen, ihm ihr Herz geöffnet und in einem Anfall von Reue ihr Testament, das ihren ungehorsamen Sohn enterbte, umgestoßen und ihm die Hälfte ihres großen Vermögens vermacht. Dem es war deutlich an den Tag gekommen, daß die frommen Patres dem unbändigen Zögling dermalen selbst die Flucht erleichtert und die Witwe gegen ihn aufgereizt hatten, um in den Alleinbesitz ihres Vermögens zu gelangen. So hatte nun die Frau ihr Unrecht sühnen und mit aller Welt in Frieden sterben wollen, denn die Erbin der andern Hälfte blieb trotz alledem die Kirche. Im Fall von Heinrichs Tode aber sollte die ihm bestimmte Summe an die deutschen Verwandten ihres Mannes fallen, die, wie sie erfahren, ihren Sohn bei sich aufgenommen hatten.

Aber auch damit hat man den Heinrich Koch nicht wieder gefunden und James Cook ist immer noch der einzige Cook.

Nach Jahr und Tag aber hat der ehrliche Musiker die Erbschaft angetreten und ist nun auf einmal aus aller Noth heraus gewesen, so daß er seine Kunst hat betreiben können, ohne sie als Erwerbsquelle benutzen zu müssen, die doch alle Zeit ihm nur kärglich geflossen. An Heinrich hat bald niemand mehr gedacht. Die Erzählerin dieses aber hat noch eine Weile um den Jugendfreund getrauert und ihn dann endlich auch vergessen, denn das Leben ist bunt und die Bilder wechseln; aber wenn sie ihrer Kinderzeit gedenkt, steht auch der dunkle Knabe wieder vor ihr, der ihr Kinderherz zum ersten Male schneller schlagen lehrte und die kurzen Tage, wo sie sich so lieb hatten.