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19. Oktober 2009

Jaroslav Vrchlický – Venus Verticordia.     Zur Biographie


aus: Gedichte von Jaroslav Vrchlický, Ausgewählt und übersetzt von Friedrich Adler, Verlag Philipp Reclam jun., Leipzig, o. J., S. 100f.


20091019_Dante Gabriel Rossetti - Venus Verticordia

Dante Gabriel Rossetti – Venus Verticordia


Die du die Herzen wendest,
Wie Schnitter ihre Ähren,
Laß in der Brust die Wonne
Am Weib mir ewig währen!


Du Mutter aller Wesen,
Der Götter in der Halle,
Die siegreich ihren Fuß setzt
Auf alle Herzen, alle,


Die heute noch erzittert
Des Meeres bittre Welle,
Du Mutter ewiger Sehnsucht,
Der Liebe reiche Quelle,


Die Sappho einst bezwungen
Lucrezens Ton gemeistert,
Gieb, daß das Glück der Liebe,
Mich immer neu begeistert!


Daß alle ihre Pfeile,
Die wild vom Bogen springen,
Aus meinem vollen Herzen
Als Lieder widerklingen.


Und gieb, daß alle Küsse,
Die meine Lippen wagen,
Wie des Hymettus Bienen
Für mich nur Honig tragen


Gieb, wenn der Jugend Becher
Mir wird in Scherben gehen,
Daß gleich dem Baum mein Alter
Noch darf in Blüten stehen,


Daß schwer mein Haupt vom Dufte,
Doch leicht das Herz mir werde,
Damit du gern drin weiltest,
Du Königin der Erde!


Und geh ich ein zum Hades,
Zur Schar der Wesenlosen,
Auch hier aus deinem Schoße
Gieb Rosen, Rosen, Rosen!




20091019_Jaroslav Vrchlický - Venus Verticordia.

20091019_Jaroslav Vrchlický - Venus Verticordia.