Charles Landseer – Assassination of Alboin, King of the Lombards
Wie sitzest du da so versunken, bleich?
Fürst Albion hält dir ein Mahl so reich,
Wie glänzt es von Schildern und Lichtern!
Ein Schädel vor ihm, in Gold gefaßt,
Den füllt er mit Weine, den schwingt er mit Hast
Vor den wilden Lombardengesichtern:
»Schön Rosamund, siehst du, den hab' ich traun
Aus einem Gepidenkopf gehau'n,
Den der König, dein Vater, getragen,
Den füll' ich mit Weine, so roth wie Blut,
Den trink' ich mir selbst und dem Arm zu gut,
Der dein Volk sammt dem König erschlagen.«
»Und wenn der Lombardenkönig trinkt,
Langobardenschwerter, so tönt und klingt!«
Und die Schwerter klingen und tönen.
»Und den andern, den trink' ich schön Rosamund,
Den leer' ich, ihr Krieger, bis auf den Grund
Eurer Fürstin, der Stolzen und Schönen.«
Und die Schwerter klingen zum andernmal,
Wie Gewitterodem erfüllt's den Saal:
»Und wer trinkt den Becher zum dritten?
Den leerst du selber, o Königin gut,
Aus welchem gezeuget dein Hirn und Blut,
Es rettet kein Zittern und Bitten.«
»Der König bist du, mein Gehorsam blind;
Doch sag, was geziemt dem Gepidenkind,
Dem Ehr' und Krone gebrochen?
Die Geraubte bin ich, der Räuber du,
Der Erschlagenen Geistern trink' ich zu —
Und hörst an der Thür du sie pochen?«
Und sie faßt den Becher zum andernmal,
Wie Wetterleuchten durchzuckt den Saal
Ihres schrecklichen Auges Blitzen,
Auf springt die Flammende, zornverschönt:
»Das trink' ich dir selbst, der mein Blut verhöhnt!«
Auf springt das Gelag von den Sitzen.
»Kein süßeres Bild, als ein zürnend Weib!
Im Schlafgemach, komm, den lockenden Leib
Will ich zähmen, es rettet kein Bitten!«
Aus dem Saal ist gestoben des Festes Pracht;
Doch einer kommt durch der Gänge Nacht
Wie ein lauschender Schatten geschritten.
Und ein dumpfes Röcheln, dann todtenstill –
»Auf, Helmichis, auf, wer die Königin will,
Es warten die schnaubenden Pferde,
Die Freiheit harrt in Ravennas Schloß,
Zur Eile, liebender Fluchtgenoß,
hinaus durch die nächtliche Erde.«
Und sie spricht zu ihm in Ravenna's Palast:
»Wohl fühl' ich, zärtlicher Reisegast,
Vor'm Manne tödtlich Entsetzen;
Doch weil du den König mir umgebracht,
So harre des schönsten Lohns die Nacht,
Nur laß uns ein Mahl erst letzen.«
Sie reicht ihm den Becher, der Trank ist kühl,
Da wird dem Manne so todesschwül,
Es schleicht ihm an's Herz wie Sterben.
»Und bist du nicht auch ein Lombardensohn?
So nimm wie dein König den Dank und Hohn,
Verderben ist Losung, Verderben.«
Da faßt er den Becher mit krampfiger Hand
Und drängt mit dem Rest ihr des Bechers Rand
An den Mund und das Schwert an die Kehle:
»Hinab die Neige, du Mörderin,
Daß ich nicht allein in der Hölle bin!«
Und sie trinkt mit frohlockender Seele:
»Des Sterbens lach' ich, was ist's für Noth?
Dem sein Volk erschlagen, was heißt ihm Tod,
Du Sprößling der raubenden Horden?
Der Becher ist aus und mein Blut gerinnt,
Die Wölfe sind los und den Reigen beginnt
Das Völker- und Fürstenmorden.«