Caspar David Friedrich – Das Eismeer
Klein war der Hausstand,
Worin ich lebte
Von Jugend auf.
Aus fernen Landen
War mein Vater,
War die Mutter gekommen,
Und im Vaterlande der Kinder
Lebten die Eltern
In der Fremde.
Eng geschlossen
War der Kreis
Der ganzen Familie.
Und dennoch sind
Von diesen Wenigen
In wenig Jahren
Zwei in die Erde verscharrt.
Sie ruhen
Unter Hügeln
Von leichtem Sande
Am kalten Ufer
Der stürmischen Ostsee.
Größer wird jetzt
Und immer größer
Der Freunde Kreis,
Der Herzvermählten
Und Herzvertrauten.
Es wandelt die Tochter
Am Arme des treugeliebten,
Treuliebenden Gatten,
Und freundliche Kinder spielen
Um ihre Schritte.
Für drei Leben
Drei Herzen mehr
Hast du zu fürchten
Lichtbewegtes Herz! – –
Aber auch zu hoffen!
Und warum hoffest du nicht?
Trotzig und verzagt
Ist des Menschen Gemüth!
Alles Gute
Was vom Himmel
Hernieder kömmt,
(Ein Geschenk der Gnade)
Alle Freudentag' und Stunden,
Den freudigen Hochzeittag,
Den tröstlichen Tauftag,
Von keiner Wolke getrübt,
Erleuchtet von Sonn' und Mond und Sternen,
Das alles dünket den Menschen
Ein wohlverdienter Lohn,
Und er fordert sein Eigenthum,
Mit lauten oder stillen Worten,
Von dem Wesen,
Das ihm gerufen hat:
Sei und lebe!
Und das trübe Gewölk
Und den Sturm und Regen,
Und die Angst
Der Geliebten um den Geliebten,
Und der Mutter
Um ihre Kinder,
Und das Sterben mit allen Sterblichen,
Das dünkt ihm Laune
Des Ungerechten,
Gewaltthätigen Himmels,
Der es vergißt,
Daß er ein ewiges Leben
Und ewige Freuden uns schuldig ward
Schuldig
Durch den kühnen Versuch
Leben und Lebenswunsch,
Und den heißen Durst
Nach dem süßen Obst
Und dem Wein des Lebens
Einzuhauchen diesem Gebild von Erde!
Darum empfängt der Mensch sein Glück
Mit halber Freude,
Wie der Knecht seinen Lohn
Und hoffet
Mit halben Herzen;
Aber mit ganzem Herzen fürchtet er!