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8. November 2009

Maria Mnioch – Glaube.     Zur Biographie


aus: Zerstreute Blätter beschrieben von Maria Mnioch geb. Schmidt, Gesammelt und herausgegeben von J. J. Mnioch, Görlitz bei C. G. Anton, 1821, S. 183ff.


20091108_Friedrich Stummel - Juengstes Gericht - Gemälde im Liudgerhaus in Münster

Friedrich Stummel – Jüngstes Gericht – Gemälde im Liudgerhaus in Münster


Ich glaub' an Gott von ganzem Herzen,
Denn dieses Herz verkündigt Ihn!
Er ist im Himmel, ist auf Erden,
Wohin der Geist des Menschen schauet
Voll Sehnsucht oder heil'ger Ruh,
Spricht Gottes guter Geist ihm zu!


Blumen schmücken
Die Gefilde;
Doch sie blühen
Und verwelken! –
Und der Erde ganze Schönheit
Kömmt und geht in stetem Wechsel! –
Auch dies Auge,
Das euch grüßet,
Liebliche Naturgestalten,
Auch dies Auge soll verblühn!
Ach, den Todten in den Grüften
Scheint die Blume auf dem Grabe,
Duftet Frühling auf dem Kirchhof
Nimmer mehr! –


Nicht dieser Erde Wechsel-Schönheit,
Nicht diese Lust, die bald vergeht,
Mein Herz verkündigt mir die Gottheit,
Und haucht mit dieses Glaubens Athem
Die traurig schöne Schöpfung an,
Daß sie mir freudig blühen kann! –


Tages-Sonne,
Ja du lächelst
Gütig in des Menschen Wohnung!
Nachtgestirne
In dem tiefen
Dunkeln Blau des ew'ges Himmels,
Ja ihr strahlet
Mit dem Blicke
Hohen Muthes,
Hoher Ruhe
Prächtig über Meer und Land!
Aber denk' ich
An des Menschen
Enges Leben voller Dunkel;
So verschwind' ich
Vor der Größe
Eures Anblicks,
Und erbebe
Vor dem ewig
Hohen Antlitz,
Das auf Wiegen wie auf Särge,
Auf des Friedens Palmen-Bäume,
Auf des Krieges blut'ge Fahnen,
Auf des Menschen Glück und Unglück
Unverändert niederschaut.


Nicht dieses Himmels Pracht und Größe
Hebt gläubig meinen Geist empor!
Er drückt mich nieder, ich vergehe; –
Rief nicht die Gottheit mir im Herzen:
Schau an der ew'gen Sterne Land,
Dein Geist ist ihnen anverwandt!


Wunderbarer
Gang der Dinge,
Den des Menschen Hand nicht lenket,
Du Geheimniß unsers Lebens,
Das wir hohes Schicksal nennen,
Ob du gut bist oder böse?
Welch ein Mensch begreifet dich? –
Du erhebst vor unsern Augen
Hier den Uebelthäter; stürzest
Dort die Unschuld, – und der Nachwelt
Wächst ein unverdienter Segen
Aus der Zwietracht, aus dem Jammer
Und dem Blut der Vorwelt auf! –
Wird dies Räthsel
Einst sich lösen?
Denk ich anders
Wie das Schicksal?
Darf ich mich ihm anvertrauen?
Oder geht's in eigner Blindheit
Ohne Herz und ohne Seele
Ueber Tod und Leben hin?


Nicht dieser Wundergang des Lebens,
Gerecht und ungerecht im Schein, –
Mein Herz verkündigt mir: Es lenket
Ein guter Geist der Schickung Zügel;
Lebend'ger Glaube sey dein Theil!
Sey gut, – das Gute führt zum Heil –


Ich glaub' an Gott von ganzem Herzen,
Denn dieses Herz verkündigt Ihn! –
Dies Seelen-Lied tönt in die Schöpfung,
Dann singen ihre tausend Lippen
Mein eignes Lied mir herrlich vor,
In ihrem mannichfalt'gen Chor.


Ich glaub' an Gott von ganzem Herzen,
Denn dieses Herz verkündigt Ihn! –
Dies ist der Strahl in's dunkle Leben,
Der meinen schmalen Pfad erleuchtet.
Lebendig Glauben sey mein Theil!
Das Gute führt ein Gott zum Heil! –


Jetzt, du Schönheit der Erde, freu' ich mich mit jugendlichem Geiste! Du bist der wechselnde Kranz um die Stirne meines Glaubens an den freundlichen Geist, der über all deinem Wechsel väterlich niederschaut auf seine Kinder, die zu ihm wallen! –


Jetzt, du ewiger Himmel, erhebt mich dein Anblick! Du bist mein Freund; ich nenne dich den sichtbar-unsterblichen Vertrauten in meiner äußern Sterblichkeit. Du Höchstes für des Menschen Auge, du Herrlichstes für den betrachtenden Sinn, du sollst mir eine Glorie seyn um das geistige Antlitz meines Glaubens an einen unsterblichen Geist, der über dir waltet, und in welchem auch ich unsterblich bin.


Jetzt, du dunkles Schicksal, erhebe dich in deiner furchtbaren Macht, erbau' und zerstöre, und thu, als kümmre dich selbst dein Gang nicht! Behandle die Unschuld wie ein Verbrechen, und die Friedenslaube, wohin sie aus der Welt sich verbarg, stürme du nieder, wie die Palläste des Ubermuths und der Zwietracht! – Mit Thränen geb' ich dir hin, was ich liebe! mit Zittern seh' ich, daß du hinweg mit ihm eilest. – Aber ich schau es in meinem Innern, du wirst mir wiedergeben, was des Wiedergebens werth blieb, und was zu verliehren ich nicht verschuldet habe, Alles was meine Seele mit reiner Liebe als gut und würdig umfangen hat! In allen Opfern, die ich dir bringen muß, soll sich auf Erden himmlisch verklären mein Glaube an den Geist des ewigen Guten, der dich lenket mit verborg'ner Hand zu einem hohen Ziel, wohin auch ich gelangen werde auf dem stillen Wege, den ich wandle in gutem Frieden mit meinem Herzen. – Meine Freude soll nicht ohne Thränen seyn; Liebe und Sehnsucht sollen mich theilen, damit ich auf Erden freudig mein Werk vollbringe, und darüber des Himmels nicht vergesse. – Dies nenn' ich das wunderbar-selige Loos des gläubigen Menschen auf Erden, und dies Gefühl sey mir Zufriedenheit! –


Ich glaub' an Gott mit ganzem Herzen,
Denn dieses Herz verkündigt Ihn! –
Und Leid und Glück, mein ganzes Leben,
Sey froh in seine Hand gegeben,
Bleibt ihm mein Herz auf Erden treu,
Macht er mich einst vom Schicksal frei!




20091108_Maria Mnioch - Glaube.

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