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9. November 2009

Maria Mnioch – Pygmalion und Elise (Am Geburtstage der Verfasserin, ein Geschenk an ihren Mann.)     Zur Biographie


aus: Zerstreute Blätter beschrieben von Maria Mnioch geb. Schmidt, Gesammelt und herausgegeben von J. J. Mnioch, Görlitz bei C. G. Anton, 1821, S. 39f.


20091109_Egon Schiele - Mädchen

Egon Schiele – Mädchen


Liegt ein geheimer Sinn verborgen in dieser Fabel,
Den nur ein Philosoph oder ein Künstler entdeckt?
Alles, was mir gefällt, erklär' ich nach eigener Weise.
Traute Fabel, du selbst bist eine todte Gestalt,
Wenn dich der Mensch nicht erwärmt an seinem Busen, wenn Leben
Unser Leben dich nicht mit der Wahrheit belebt.
Lieber, ich kenne die Deutung! Der eignen Jugend Geschichte,
Unsrer Vermählung Glück stellt sich im Bilde dar.
Siehe, die Hand der Kunst, der unbefangenen, wählte
Diesen Marmor, begann unbefangen ihr Werk.
Aber da nun dem Künstler im reinen Marmor das Bildniß
Seiner Gedanken erschien, wich dir, o Liebe, die Kunst.
Deinem Handdruck fühlte sie rege Gesalt, als die Göttin
Leben und Liebe goß in der Liebe Gebild.
Und mein eignes Verdienst? – ist Treue! Wahrheit und Treue!
Was mir die Göttin für dich tief in den Busen geschenkt,
Werd' ich dir ewig erhalten! O blieb es dir ewig dasselbe,
Was dir, Geliebter, es war, da es die Göttin mir gab. –




20091108_Maria Mnioch - Pygmalion und Elise.

20091108_Maria Mnioch - Pygmalion und Elise.