Gustav Klimt – Danae
Sehnsucht.
Wenn vom Baum die Blätter fallen
Und der Blumen Pracht entschwand,
Wenn die Winde rauschend schallen,
Zieht das Vöglein über Land.
Fern zu Südens lauen Lüften
Schwebt es hin im leichten Flug,
Und auf ewig grünen Triften
Weilet gern der frohe Zug.
Vöglein, dürft' ich mit dir ziehen,
Weit in's fremde Land hinaus,
Mußte früh ja doch schon fliehen
Aus dem lieben Vaterhaus.
Meine Heimath ging verloren,
Kalt haucht mich das Leben an;
Und zum Dulden nur geboren,
Darf das Glück mir nimmer nahn.
Vöglein, hätt' ich dein Gefieder,
Flattert' ich weit über's Meer,
Fänd' vielleicht die Heimath wieder,
Dächte nicht an Wiederkehr.
Ach, ich werd' es nicht erlangen,
Meiner Sehnsucht Zauberland,
Denn der Geist liegt noch gefangen
In der Erdenhülle Band.
Hätt' ich auch des Adlers Schwingen,
Nimmer trügen sie mich hin:
Nicht in jene Welten dringen
Darf der fesselschwere Sinn.
Vöglein, ziehe nur hinüber,
Wo die Sonne heller glüht!
Ach, hier leuchtet sie schon trüber,
Schneller sie vorüber zieht.
Einmal wird sie ewig scheinen.
Bricht der schön're Morgen an;
Darum will ich nicht mehr weinen –
Meine Heimath seh' ich dann.