Vincent van Gogh – Iris
Meine Blumen.
Wie lieb' ich Florens bunte Auen
Und ihren farbenreichen Flor,
Aus dem des Frühlings Keime Schauen
Im reich geschmückten Blumenchor
Und darf ich auch nicht alle winden
In meinen kleinen Freudenkranz,
So werd' ich doch ein Blümchen finden,
Das mich erfreut mit seinem Glanz.
Nicht übermüthig will ich streben
Nach jener Rose würz'ge Pracht,
Der Lilie blüthenweißen Leben,
Der Nelke glüh'nden Zaubermacht;
Nicht nach des Lackes goldnen Dunkel,
Der Tulpe bunten Strahlenkleid,
Resedas bleichen Sterngefunkel,
Das reichen Duft um sich verstreut.
Ach nein! nicht jene üpp'ge Fülle,
Sie blendet mich mit ihrem Licht! –
Schneeglöckchens silberweiße Hülle,
Das liebliche Vergißmeinnicht:
Die hätt' ich gerne mir erkoren:
Ihr Leben ist so sanft und mild;
Die Glöckchen, aus dem Schnee geboren,
Sind ja der Hoffnung tröstend Bild;
Und jene kleinen blauen Sterne,
Die ihren Kelch mit Gold geschmückt:
Der Freundschaft, die selbst aus der Ferne
Das ihr geweihte Herz beglückt.
Und sieh, der Wunsch war nicht vergebens,
Die Glöckchen schauten hell mich an:
Sie sind die Blüthe meines Lebens,
Und freudig darf ich ihnen nahn.
Und auch die kleinen Sternlein winken
Mir freundlich ihre Grüsse zu,
Und ihres Goldes sanftes Blinken
Wiegt gern das Herz in süße Ruh'.