Ferdinand Hodler – Eiger, Mönch und Jungfrau im Mondschein
Erinnerungen.
Als Knabe kannte ich den Mond noch nicht.
Ich nannt' ihn eine weiße Marmorscheibe,
Ich meint', er sei ein glänzend heller Spiegel,
Der durch der blauen Wolken Säume flöge.
Auch sah ich wohl versteckt die Mondfee winken
Und sah des Cassiabaumes dichtes Laubwerk.
Der weiße Hase stieß im Mörser Kräuter
Des ew'gen Lebens. Wer sie wohl bekommt?
Dann kam die böse Kröte angekrochen
Und fraß die helle Scheibe tückisch auf. –
War einst ein Schütze, schoß neun Sonnenvögel,
Da war die Welt gereinigt und in Ruhe.
Doch dort die Frau im Mond betört dich nur. –
Laß ab, laß ab, und blicke nicht nach ihr!
Warum doch schleicht sich leise dieses Sehnen
Ins Herze mir und füllt das Aug' mit Tränen?